5 Schritte zum Aufbau eines Business Case für Automatisierung | FORTNA

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In 5 Schritten zum Business Case für die Automatisierung

Wirtschaftlich spricht einiges dafür, dass die Konjunktur zukünftig wieder stärker anzieht. Jetzt ist der optimale Zeitpunkt zum Aufbau eines Business Cases für die Automatisierung von Logistik und Distribution.

Wirtschaftlich sprechen einige Anhaltspunkte dafür, dass die Konjunktur 2024 wieder stärker anzieht. Daher ist jetzt der optimale Zeitpunkt zum Aufbau eines Business Cases für die Automatisierung von Logistik und Distribution.

Ein Business Case für die Automatisierung muss den Automatisierungsbedarf, den/die Standort(e), die operativen Prozesse, die Kapitalkosten und den Return on Investment (ROI) berücksichtigen. Vor allem aber muss er dem Führungsteam bzw. dem Vorstand den Nutzen von Automatisierung vermitteln. Doch es zählen weitere Faktoren hinzu, die für einen effektiven Business Case relevant sind:

  • Ist die Automatisierung vereinbar mit den wesentlichen unternehmerischen Prioritäten (Kundenzufriedenheit, Liefergarantien)?
  • Wo liegen die Risiken der Automatisierung?
  • Welche Alternativen zur Automatisierung sollten geprüft werden?
  • Wie verlässlich sind die für die Analyse des Business Case verwendeten Daten?
  • Was ist der Preis für Untätigkeit??

In erster Linie muss ein Business Case für die Automatisierung aus der Perspektive des Führungsteams oder der entsprechenden Entscheidungsträger erstellt werden. Die Auseinandersetzung mit ihren Prioritäten unter Verwendung datengestützter Informationen und Analysen aus einer glaubwürdigen Quelle entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg. Im Folgenden sind fünf Schritten zur Erstellung eines effektiven Business Case für die Automatisierung ausgeführt.

Schritt 1: Kosten-Nutzen-Analyse der Automatisierung

Einige betrachten die Auswirkungen eines Automatisierungsprojekts auf die Betriebs- und Kapitalkosten ausschließlich anhand von Zahlen. Zusätzlich dazu müssen aber auch die Faktoren jenseits von Finanzdiagrammen und -tabellen berücksichtigt werden, damit der Gesamtwert für ein Unternehmen verlässlich ermittelt werden kann.

Dieser Wert ist als eine Art Hebel zu betrachten: Er verstärkt noch die positiven Effekte, die entstehen, wenn in Unternehmen Automatisierung implementiert wird, während negative Einflüsse gleichzeitig reduziert werden.

Gesteigerte positive Faktoren nach der Automatisierung sind unter anderem:

  • Umsatz
  • Wachstum
  • Qualität
  • Service
  • Flexibilität

Zu den abgemilderten negativen Begleiterscheinungen von Automatisierung gehören:

  • Risiko
  • Geschwindigkeit des Fulfillments
  • Operative Kosten
  • Betriebskapital
  • Steuern
  • Personalkosten

Kosten-Nutzen-Rechnung von Automatisierung

Unternehmen kämpfen oft damit, Automatisierung zu rechtfertigen. Shail Khiyara, President und COO von Turbotic, erklärt den Wert von Automatisierung wie folgt:1 Die Gesamtzahl der automatisierten Prozesse multipliziert mit den Gesamtkosten pro Prozess ergibt dann den inkrementellen Cashflow, also den Wert nach dem Abschluss des Automatisierungsprojekts. Ist die Zahl kleiner als eins, liegt der Nutzen der Automatisierung unter den Renditeerwartungen; ist die Zahl größer als eins, hat die Automatisierung den ROI erreicht. In der Gleichung muss auch eine realistische Zeitspanne berücksichtigt werden, die erforderlich ist, damit die Automatisierung sich wie erwartet auszahlt.

Schritt 2: Definition von Automatisierungsoptionen und alternativen Szenarien

Es ist wichtig, hinsichtlich Automatisierung mehrere Alternativen zu prüfen und die Vor- und Nachteile abzuwägen, damit die Entscheidungsträger alle relevanten Fakten zu Nutzen, Kosten und ROI kennen. Die frühzeitige Beantwortung einiger wichtiger Fragen unterstützt Unternehmen darin, die Definition der Ziele und die Anforderungen festzulegen.

  • Erfüllt das Bestandsgebäude auch weiterhin alle logistischen Anforderungen oder wird ein neues Gebäude benötigt?
  • Muss das Unternehmen sein Distributionsnetzwerk ausbauen? Wo sollen diese neuen zentralen Standorte angesiedelt sein?
  • Bleibt die Logistik im Bestandsgebäude, muss Folgendes geklärt werden: Wie sind die Kapazitäten am effizientesten nutzbar? Und wie lässt sich auf kleiner Fläche automatisieren, um hinsichtlich Lagermanagement und Durchsatz Verbesserungen herbeizuführen?
  • Können die auf dem lokalen Arbeitsmarkt verfügbaren Personen den Personalbedarf im aktuellen Tagesgeschäft hinreichend abdecken, oder ist eine Automatisierung erforderlich?
  • Hat Robotik einen signifikanten Einfluss auf Kostenersparnis und Produktivität?

Die andere entscheidende Komponente eines Business Cases für die Automatisierung ist ein detaillierter Bericht über die Kosten, die bei Untätigkeit entstehen würden. Für eine Führungskraft ist es am wenigsten riskant und zudem kostenärmer, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten und bestehende Prozesse zu optimieren. Die aus Untätigkeit resultierenden Kosten können ermittelt werden anhand der entgangenen Möglichkeiten, aktuelle Kunden zufrieden zu stellen und neue Kunden zu gewinnen, sowie anhand des Kostenaufwands für die die Suche und Bindung von Fachkräften, die reguläre Schichten besetzen und Überstunden abdecken.

Lupe auf der digitalen Anzeige von Finanzcharts

Schritt 3: Die finanziellen Kennzahlen verstehen

Die technischen und mechanischen Aspekte eines Automatisierungs-Projekts sind zwar von entscheidender Bedeutung, nichtsdestotrotz bewerten viele Führungskräfte und Vorstände das Projekt anhand von finanziellen Kennzahlen und Parametern. Es können zahlreiche Kennzahlen herangezogen werden, aber der Schlüssel zu einem erfolgreichen Business Case ist die Kenntnis von den Präferenzen und Prioritäten der Führungskräfte im Unternehmen. Im Folgenden werden einige der im Zusammenhang mit Business Cases für die Automatisierung am häufigsten verwendeten Kennzahlen aufgeführt:

  • Einfacher ROI: das Verhältnis von Netto-Cashflow geteilt durch das Initial Investment, eine einmalige Finanzierung, die für das entsprechende Projekt zur Verfügung gestellt wird.
  • Simple payback: die Zeit (in Jahren gemessen), die zur Kostendeckung benötigt wird, oder auch, bis sich das Projekt amortisiert hat.
  • Netto-Cashflow: ergibt sich aus der Summe aller negativen und positiven Zahlungsströme über die Lebensdauer der Investition.
  • Kapitalwert: erwartete zukünftige Zahlungsströme eines Projekts abzüglich des Initial Investments.

Die finanziellen Aspekte zur Erstellung eines Business Case für die Automatisierung werden auch in diesem Artikel eingehend untersucht: hier klicken.

Schritt 4: Identifikation von Unternehmensrisiken und Maßnahmen zur Risikominderung

Genauso, wie sich für Unternehmen Vorteile und Chancen aus der Automatisierung der Logistik ergeben, gibt es Hindernisse, die die Projektlaufzeit negativ beeinflussen können. Potenzielle Fallstricke zu erkennen und zu wissen, wie sie sich vermeiden lassen, ist daher sehr wichtig - einige der häufigsten Risiken und Maßnahmen, sie so klein wie möglich zu halten, sind im Folgenden genannt:

Hohe Investitionen
Durch eine Kosten-Nutzen-Analyse lässt sich im Vorfeld solide einschätzen, inwiefern durch die Investition Kosten eingespart, Produktivität gesteigert und operative Kosten gesenkt werden. Eine stufenweise Umsetzung verteilt die Gesamtkosten über einen längeren Zeitraum und vermindert den finanziellen Druck.

Interne Abstimmung mit der IT
Viele Automatisierungsprojekte beinhalten eine Softwarekomponente, durch die zwar erstaunliche Ergebnisse erzielt werden, gleichzeitig ist sie es aber auch, die für eine höhere Komplexität des Systems sorgt. Die Anbindung eines Warehouse Management Systems (WMS) oder Warehouse Execution System (WES) an die Enterprise Resource Planning (ERP) Software eines Unternehmens stellt eine IT-Abteilung nicht selten vor Herausforderungen. Es ist sinnvoll, sich die Zeit zu nehmen, schon im Vorfeld der Implementierung den Kontakt mit der IT-Abteilung zu intensivieren, um das Team zu stärken und eine gute Zusammenarbeit für die Implementierung sicherzustellen.

Mitarbeitende lehnen Automatisierung oft ab
Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, veränderte Aufgabenbereiche und die Unsicherheit gegenüber Veränderungen beeinträchtigen die Akzeptanz und die Bereitschaft der Beschäftigten, in einer neuen automatisierten Umgebung zu arbeiten. Eine transparente Kommunikation und entsprechende Schulungen legen Strategien offen, die aufzeigen, welche Vorteile die Automatisierung mit sich bringt, wie sie sich auf den Arbeitsalltag der Menschen auswirkt und welche übergeordneten Unternehmensziele verfolgt werden.

Skalierbarkeit
Disruption und Schwankungen in der Nachfrage und den Erwartungen von Kunden sind heute ein normaler Bestandteil der Supply Chain. Eine Automatisierung, die nicht mit dem Wachstum des Unternehmens mithalten kann und sich auch nicht mit der Zunahme des Artikelspektrums oder der Anzahl der SKUs auseinandersetzt, wird enttäuschende Ergebnisse erzielen und den ROI schmälern. Wer allerdings diese Parameter bei der Planung und Erstellung eines Business Case für die Automatisierg im Auge behält, sichert sich die Flexibilität für zukünftiges Wachstum.

Zeitplan für die Projektdurchführung mit Angabe von Prozentsätzen und Meilensteinen für die Fertigstellung

Schritt 5: Erstellung eines Zeitplans mit Meilensteinen für die Implementierung

Ein Business Case für die Automatisierung erfordert einen definierten Zeitplan, Ressourcen und gestaffelte Meilensteine als Zwischenziele. Die Bereitstellung einer Roadmap für die Unternehmensleitung veranschaulicht nicht nur den Zeitplan des Projekts, sondern liefert auch Hinweise auf mögliche Stolperfallen und erforderliche Stillstandszeiten vor dem Go-Live-Datum.

Für die Erstellung dieses Zeitplans ist die Zusammenarbeit eines funktionsübergreifenden Teams erforderlich, das IT, Betrieb, Wartung und andere Stakeholder umfasst. Diese verschiedenen Blickwinkel und Perspektiven sind es, die dem Automatisierungsvorhaben einen soliden Rahmen verschaffen, und ihm zusätzlich den abteilungsinternen Rückhalt geben.

FORTNA unterstützt Sie

Die Erstellung und Präsentation eines Business Case für die Automatisierung ist mitunter eine entmutigende Aufgabe, da es zahlreiche Komponenten, verschiedene Persönlichkeiten und unterschiedliche Agenden zu berücksichtigen gilt. FORTNA hat als Supply-Chain-Experte schon viele Unternehmen durch den Automatisierungsprozess begleitet und unterstützt auch Sie dabei, Ihre operativen Daten zu sammeln, zu analysieren und die am besten geeigneten Automatisierungsmaßnahmen für Ihre Prozesse zu identifizieren - für Ihren aktuellen Bedarf und in Zukunft. Außerdem helfen wir Ihnen bei der Aufbereitung der Ergebnisse, um sie Entscheidern auf Basis valider Realdaten zu präsentieren und damit überzeugend belegen, dass die erwarteten Ergebnisse und der ROI erreicht werden.

<sup>1</sup> <a href="https://aijourn.com/debunking-scale-determining-true-automation-value/">https://aijourn.com/debunking-scale-determining-true-automation-value/</a>

 

Veröffentlicht/aktualisiert 1/29/24