ESG in der Lieferkette: Prioritäten und bewährte Praktiken | FORTNA

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ESG in der Supply Chain: Prioritäten und best Practices

Das anhaltende Engagement der Unternehmen, einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten, hat dazu geführt, dass sie auf neue Weise gemessen und wahrgenommen werden. Der Bereich ESG (engl. Abkürzung für Environment, Social and Governance = Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) ist zu einem entscheidenden Indikator für Investoren geworden, um den Zustand und die allgemeine Attraktivität eines Unternehmens zu bewerten. Die Harvard Business Review1 befragte kürzlich 70 Top-Manager von 43 globalen institutionellen Investmentgesellschaften, darunter die drei größten Vermögensverwalter der Welt (BlackRock, Vanguard und State Street). Diese Umfrage ergab, dass der Bereich ESG für fast alle dieser Top-Manager an erster Stelle steht.

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ESG-Themen sind für uns als langfristige Anleger immer bedeutsamer geworden. Wir versuchen, wichtige Themen wie Klimawandel, Qualität der Unternehmensführung oder Cybersicherheit im Hinblick auf ihre positiven oder negativen Auswirkungen auf den finanziellen Wert zu analysieren. Das ist der integrative Ansatz, den wir zunehmend bei all unseren Investitionen verfolgen.

Cyrus Taraporevala

President und CEO von State Street Global Advisors

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Außerdem wurde in den Befragungen die Meinung geäußert, dass die Unternehmenslenker schon bald von ihren Aktionären für ihre ESG-Leistung zur Rechenschaft gezogen würden. Einige Unternehmen haben Vergütungen bereits an ESG-Ziele gekoppelt. Sowohl Nike und als auch Chipotle haben die Vergütung ihrer Führungskräfte mit Umwelt- und Sozialzielen verknüpft2Dies wird durch eine weitere Umfrage von PwC3untermauert. Daraus ging hervor, dass 68 % der Anleger der Ansicht sind, dass Leistungskriterien und -ziele für ESG in die Vergütung von Führungskräften einbezogen werden sollten.

Ein wesentlicher Baustein der Fokussierung auf ESG ist die Supply Chain. Eine Studie von McKinsey & Company4ergab, dass die Supply Chains für bis zu 90 % der Emissionen und Umweltauswirkungen von Konsumgüter-Unternehmen verantwortlich sind. Laut der US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA)5sind mehr als drei Viertel der Treibhausgasemissionen in verschiedenen Branchen den Supply Chains zuzuschreiben.

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Die Top-ESG-Themen in der Supply Chain

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage6 und der Supply Chain wurden die folgenden höchsten Prioritäten für Unternehmen genannt:

  • Verbesserung der Energieeffizienz
  • Reduzierung der Treibhausgasemissionen
  • Abschaffung moderner Sklaverei
  • Verbesserung der Vielfalt in der Supply Chain
  • Verringerung der Abholzung

Weitere zentrale ESG-Themen waren:

  • Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer
  • Datensicherheit und Datenschutzrisiken
  • Berücksichtigung der Menschenrechte in der Supply Chain

ESG in der Supply Chain - der blinde Fleck

Das größte Hindernis für den Erfolg von ESG liegt nicht nur in den Praktiken der primären Supply Chain eines Unternehmens, sondern in den Praktiken der gesamten Supply Chain. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter Unternehmen mit globalen Supply Chains7konnten 65 % der Unternehmen nicht sagen, ob ihr engster Supply Chain-Partner ESG-Standards einhält. Unternehmen mit mehreren Lieferanten, Anbietern und Partnern, die alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, bilden ein komplexes Netz, das schwer zu verstehen und zu verwalten sein kann. Je größer das Unternehmen, desto größer die Supply Chain und desto höher das Risiko. In der Geschäftswelt sind viele Fälle bekannt, in denen ein Großunternehmen öffentlich und finanziell für die unethischen Praktiken eines Zulieferers zur Rechenschaft gezogen wurde.

Der Fall boohoo: Lessons Learned

Die britische Ultra-Fast-Fashion-Unternehmen boohoo verzeichnete vor und während der Pandemie ein stetiges und rekordbrechendes Wachstum – bis die Sunday Times8 in einem Artikel die Ergebnisse ihrer Recherchen zu den Arbeitspraktiken bei einem der Lieferanten von boohoo veröffentlicht wurden. Aus dem Bericht ging hervor, dass die Arbeiter weit unter dem Mindest- oder existenzsichernden Lohn bezahlt wurden und keinen Zugang zur erforderlichen persönlichen Schutzausrüstung hatten. In dem Bericht wurde außerdem festgestellt, dass der Lieferant hauptsächlich südasiatische Einwanderer beschäftigte und offenbar deren Status und Abhängigkeit von einer Arbeitsstelle ausnutzte.

Im Anschluss an den Bericht erklärte boohoo9 dass es sich bei dem Lieferanten nicht um einen direkten, sondern um einen Zweitlieferanten handele und dass die Geschäftsbeziehung mit ihm umgehend beendet sowie eine Untersuchung bei allen Lieferanten eingeleitet werde.

Doch der Schaden war bereits angerichtet: Innerhalb von zwei Tagen sank der Marktwert von boohoo um 1,89 Milliarden Dollar und verlor damit mehr als ein Drittel seines Wertes. Große Einzelhandelsunternehmen wie Amazon, Next und Zalando nahmen die gesamte Kleidung von boohoo aus dem Sortiment ihrer Websites. boohoo hatte sein Image und seinen Ruf zum Großteil online über Influencer und soziale Medien sorgfältig aufgebaut. Nach dem Bericht wandten sich viele dieser Influencer von boohoo ab und sprachen sich gegen das Unternehmen aus.

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Es braucht viele gute Taten, um einen guten Ruf aufzubauen, und nur eine schlechte, um ihn zu verlieren.

Benjamin Franklin

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4 Best Practices für ESG in der Supply Chain

1. Zustimmung von allen Führungsebenen und eine einheitliche ESG-Botschaft.

Das C-Level und das Top-Management müssen die Bedeutung der ESG-Aktivitäten und des Managements der damit verbundenen Risiken verstehen. Die Zentralisierung dieser Aktivitäten kann dazu beitragen, eine einheitliche Botschaft zu vermitteln und die wichtigsten ESG-Themen des Unternehmens anzugehen. Auch die Aufnahme eines Chief Sustainability Officer (CSO) in das Führungsteam kann dabei helfen, die Aktivitäten eines Unternehmens zur Erreichung seiner Ziele zu organisieren und zu messen.

2. Frühzeitige Überprüfung der Lieferanten im Auswahl- und Beschaffungsprozess.

Das Risikomanagement von Drittanbietern ist zu einem der größten ESG-Themen in der Supply Chain geworden. Das Risiko liegt möglicherweise nicht beim Lieferanten, mit dem ein Unternehmen eine lange und gute Beziehung unterhält, sondern bei den Zulieferern dieses Lieferanten, die für das primäre Unternehmen nicht sichtbar sind. Von den Lieferanten zu verlangen, dass sie ihre eigenen Zulieferer genauso gründlich überprüfen, wie sie selbst überprüft wurden, kann dabei helfen, das Risiko zu minimeren. Darüber hinaus können durch Aufnahme von ESG-Klauseln und -Anreizen in Verträge und Vereinbarungen Erwartungen an die Einhaltung und mögliche Sanktionen bei Nichteinhaltung wirkungsvoll kommuniziert werden.

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3. Festlegung kurz- und langfristiger ESG-Ziele sowie interne und externe Kommunikation.

Ein zielgerichteter und umsetzbarer Plan kann dazu motivieren, ESG-Aktivitäten im Unternehmen zu unterstützen, sich daran zu beteiligen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Anreize für das Erreichen kurzfristiger Ziele erhöht die Akzeptanz von ESG in der Supply Chain, führt zu schnellen Erfolgen und verändert die generelle Einstellung zu Nachhaltigkeit.

4. Digitalisierung und Reporting von ESG-Aktivitäten

Hierzu muss zunächst die aktuelle Enterprise-Resource-Planning-Software (ERP) oder ESG-Standalone-Software eines Unternehmens angepasst werden, damit die ESG-Aktivitäten gemessen und berichtet werden können. Mithilfe dieser Software können die Ziele und Fortschritte eines Unternehmens im Bereich ESG sichtbar gemacht werden. Von Dashboards für das Management bis hin zu Bekanntmachungen und Berichten auf Unternehmensebene müssen ESG-Daten für das gesamte Unternehmen, Lieferanten und verbundene Drittorganisationen transparent und zugänglich sein.

Finanzierung und Investitionen in ESG

Investitionen in ESG-Programme und deren Finanzierung sind für viele Vorstände und Führungskräfte zu einem hochaktuellen Thema geworden. Es gibt jedoch eine Reihe von Hindernissen, die viele Unternehmen bisher von der Einführung und Finanzierung eines ESG-Plans abhalten. Eine Umfrage unter Supply-Chain-Fachleuten10 kam zu folgenden Ergebnissen:

  • 48% der Befragten verfügten über keinerlei Daten zur ESG-Nachweisen ihrer Lieferanten
  • 40% gaben an, nur über begrenzte finanzielle Mittel für ESG-Aktivitäten zu verfügen
  • 36% waren auf Technologien angewiesen, die nicht auf die Einhaltung von ESG-Standards ausgelegt waren

In derselben Umfrage wurden die drei wichtigsten Investitionskategorien für ein ESG-Programm festgestellt:

  • Kauf oder Entwicklung neuer Technologien
  • Verbesserung der rechtlichen und Compliance-Kompetenzen
  • Anschaffung neuer Messinstrumente für die Analyse

Bei jeder neuen Regelung oder Kontrollrichtlinie wird es Unternehmen geben, die sich weigern, über die neuen ESG-Standards zu berichten oder diese einzuhalten, weil sie glauben, dass dies eine zu große finanzielle Belastung für sie darstellt. Untätigkeit oder schwache Leistungen im Bereich ESG können jedoch weitaus schlimmere Folgen haben. Nach Angaben der Bank of America11haben US-Unternehmen in den letzten fünf Jahren aufgrund von Kontroversen um Korruption, Datenschutz, sexuelle Belästigung usw. mehr als 500 Mrd. US-Dollar an Marktwert verloren.

Erfahren Sie mehr im nächsten Artikel unserer ESG-Serie.

FORTNA unterstützt Sie

ESG-Maßnahmen erfolgen immer noch größtenteils auf freiwilliger Basis; Unternehmen müssen sich jedoch zunehmend Forderungen von Stakeholdern stellen und Einblick in ihre ESG-Bemühungen, die jeweiligen Risiken und zukünftigen Pläne gewähren. Mit Sicherheit wirkt es sich positiv auf die Widerstandsfähigkeit und die Reputation eines Unternehmens aus und ist ein Zeichen für Verantwortungsbewusstsein, die Auseinandersetzung mit dem Thema jetzt anzustoßen und nicht erst auf das Inkrafttreten staatlicher Vorgaben zu warten.

Reduktion von Kohlenstoffemissionen, nachhaltige Verpackungsmaterialien und Strategien für umweltfreundliches Bauen - ESG-Maßnahmen wie diese stehen für viele Unternehmen inzwischen an erster Stelle der Prioritätenliste. FORTNA identifiziert gemeinsam mit Ihnen ESG-Ziele und -Überlegungen und integriert diese in eine Logistikplanung, die nicht nur sicherstellt, dass ESG-Standards eingehalten und finanzielle Ziele erfüllt werden, sondern die die Kundenerwartungen sogar übertrifft.

Besuchen Sie unsere Website: www.fortna.com , fordern Sie noch heute Untersützung an.

<sup>1</sup> <a href="https://hbr.org/2019/05/the-investor-revolution" target="_blank" rel="noopener">https://hbr.org/2019/05/the-investor-revolution</a><br /> <sup>2</sup> <a href="https://sustainablebrands.com/read/walking-the-talk/trending-nike-chipotle-tie-exec-compensation-to-diversity-sustainability-metrics" target="_blank" rel="noopener">https://sustainablebrands.com/read/walking-the-talk/trending-nike-chipotle-tie-exec-compensation-to-diversity-sustainability-metrics</a><br /> <sup>3</sup><a href="https://www.pwc.com/gx/en/services/audit-assurance/corporate-reporting/esg-investor-survey.html#exhibit-4" target="_blank" rel="noopener">https://www.pwc.com/gx/en/services/audit-assurance/corporate-reporting/esg-investor-survey.html#exhibit-4</a><br /> <sup>4</sup> <a href="https://www.mckinsey.com/business-functions/sustainability/our-insights/starting-at-the-source-sustainability-in-supply-chains" target="_blank" rel="noopener">https://www.mckinsey.com/business-functions/sustainability/our-insights/starting-at-the-source-sustainability-in-supply-chains</a><br /> <sup>5</sup> <a href="https://www.epa.gov/sites/default/files/2015-07/documents/managing_supplychain_ghg.pdf" target="_blank" rel="noopener">https://www.epa.gov/sites/default/files/2015-07/documents/managing_supplychain_ghg.pdf</a><br /> <sup>6</sup> <a href="https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html" target="_blank" rel="noopener">https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html</a><br /> <sup>7</sup> <a href="https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html" target="_blank" rel="noopener">https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html</a><br /> <sup>8</sup> <a href="https://www.thetimes.co.uk/article/boohoo-fashion-giant-faces-slavery-investigation-57s3hxcth" target="_blank" rel="noopener">https://www.thetimes.co.uk/article/boohoo-fashion-giant-faces-slavery-investigation-57s3hxcth</a><br /> <sup>9</sup> <a href="https://www.nytimes.com/2020/07/08/fashion/boohoo-labor-influencer-crisis.html" target="_blank" rel="noopener">https://www.nytimes.com/2020/07/08/fashion/boohoo-labor-influencer-crisis.html</a><br /> <sup>10</sup> <a href="https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html" target="_blank" rel="noopener">https://get.coupa.com/22_ESG-Risk-Supply-Chains_Report-Request-Eng.html</a><br /> <sup>11</sup> <a href="https://www.avetta.com/blog/supply-chain-sustainability-and-its-role-companys-esg-program" target="_blank" rel="noopener">https://www.avetta.com/blog/supply-chain-sustainability-and-its-role-companys-esg-program</a>

 

Veröffentlicht/aktualisiert am 23.8.22